Südafrika nach Unwetterkatastrophe unter Schock

ZLV Zeitung vum Letzeburger Vollek
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Südafrika ist in Schock. Mindestens 341 Menschen sind diese Woche in der schlimmsten in dem Land am Kap aufgezeichneten Unwetterkatastrophe gestorben. In der Küstenprovinz KwaZulu-Natal wird verzweifelt nach Vermißten gesucht; die Aufräumarbeiten haben gerade erst begonnen. Doch schon gibt es wieder schlechte Nachrichten: An diesem Wochenende werden abermals heftige Regenfälle erwartet. Auch die benachbarten Ost- und Nordkap Provinzen sind in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden.

Die Regierung bereite sich auf weitere Fluten und Evakuierungen vor, sagte KwaZulu-Natals Ministerpräsident Sihle Zikalala. »In Bezug auf das Wochenende können wir sagen, daß wir bereit sind, aber das hängt von der Größenordnung der kommenden Überschwemmungen ab«, warnte der Regionalpremier. Aktuell sind 41.000 Menschen direkt von den Fluten und Erdrutschen betroffen. Tausende sind auf Notunterkünfte und humanitäre Hilfe angewiesen.

Die Zahlen gelten als vorläufig, denn viele Menschen werden noch vermißt. Immer mehr Leichen werden gefunden – unter ihnen viele Kinder. Südafrikanische Medien berichten täglich von neuen menschlichen Tragödien: einer Großmutter, die im Auto mit ihren drei Enkeln von einer Brücke gespült wurde; von einem Mann, dessen zehn Familienmitglieder ertranken; von einer Mutter, die mit ihrem zehn Monate alten Säugling von einer Schlammlawine verschüttet wurde.

Am Freitag schwärmten Helikopter über der Provinz, um Polizei, Militär und Rettungskräften bei der Suche nach Überlebenden und Leichen zu helfen. Rettungsaktionen und Aufräumarbeiten werden jedoch durch die starke Verwüstung, die das Unwetter angerichtet hat, erschwert. Viele Straßen sind weggespült worden, Brücken eingerissen, Häuser eingestürzt. In vielen Gegenden gibt es seit Montag weder Strom noch fließendes Wasser; einige Gebiete bleiben unerreichbar. Nach Angaben der Regionalregierung sind ca. 250 Schulen eingestürzt. Der Hafen der Regionalhauptstadt Durban, einer der größten Frachthäfen Afrikas, ist bis auf weiteres geschlossen. Auf Drohnenaufnahmen ist zu sehen, wie Dutzende schwere Schiffscontainer durch die Fluten vom Hafengelände auf die nebengelegene Autobahn gespült wurden.

Einige Gebiete erhielten diese Woche nach Angaben des nationalen Wetterdienstes innerhalb von 48 Stunden mehr als 450 Millimeter Regen, was fast der Hälfte von Durbans jährlichem Niederschlag entspricht. Südafrikas Staatspräsident Cyril Ramaphosa erklärte die Region zum Katastrophengebiet. Die Sachschäden sollen sich nach Angaben der Regionalregierung auf mehrere Millionen Euro belaufen.

Eigentlich hatte sich die am Indischen Ozean liegende Küstenprovinz auf den traditionellen Osteransturm in- und ausländischer Touristen vorbereitet. Nach zwei Jahren geringer Einnahmen aufgrund der Coronapandemie hatte man in KwaZulu-Natal, einem der wichtigsten Urlaubsziele des Landes, auf die erste, gute Saison gehofft. Doch nun wird das Osterfest für viele Menschen ausfallen.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek